Do 15 Sep

18:20

Oda Pälmke, FATUK

Raumgestalt Repertoire 8, IDEEN / Assoziationen

Raumgestalt Repertoire 8, IDEEN / Assoziationen präsentiert Prozess und Ergebnis der forschenden Lehre für nachhaltige Architekturdiskussion, -rezeption und -produktion am Lehrstuhl Raumgestalt und Entwerfen, Prof. Oda Pälmke. 

Ein Repertoire ist die Gesamtheit der Stücke, die ein Künstler oder Ensemble jederzeit aufführen kann. In diesem Sinne dient die Untersuchung, zeichnerische Darstellung und Analyse architektonischer Elemente der Erarbeitung einer architektonischen Referenzsammlung. Dieses Formenrepertoire ist Grundlage für einen architektonischen Diskurs, ein konstruktives Denken und architektonisches Entwerfen, das nicht mit der eigenen Problemlösung beginnt, sondern mit der Erschaffung eines Kenntniskosmos der Ideen.

Subjektiv zusammengestellte, berührende Fragmente aus Architektur und Kunst, Theorie und Realität werden ohne Hierarchie und Sortierung und vor allem ohne Anspruch auf Vollständigkeit assoziativ zu einer Sammlung (Zettelkasten) gefügt. Die andauernde gegenseitige Präsentation der Fundstücke, Erinnerungen ist ein Prozess der intensiven Auseinandersetzung mit den entscheidenden Aspekten der betrachteten Werke. Im dialektischen Diskurs ergeben sich überraschende temporäre Erkenntnisse (These, Antithese, Synthese) und in der simultanen Betrachtung von architektonischen, künstlerischen und theoretischen Positionen überlagern und ergänzen sich unabhängig voneinander entstandene Konzepte. Das Denken in Assoziationen eröffnet einen Möglichkeitsraum: Eine Idee führt zur Nächsten. Die Übernahme der Fragmente aus ihrem ursprünglichen räumlichen oder zeitlichen Kontext in die Sammlung ist eine Abstraktion per se: der Maßstab der Dinge ist ab sofort ihre ideelle Größe. Der Entwurf eines Tafelbildes ist die Gestaltfindung für das Gedankengeflecht und wird kontinuierlich komplexer. Als plakative Visualisierung der Beziehungen zwischen den Ideen-Fragmenten wird der „nicht enden wollende“ Prozess der Erkenntnis manifestiert. So entwickelt sich ein Bild der Konzentration auf das Wesentliche in der Möglichkeitsform. 

Werke So anzusehen ist eine Sensibilisierung und Anleitung zur Toleranz, denn eines wird klar: es gibt nicht ein richtiges Ergebnis, sondern viele mögliche richtige Wege. Die Konstruktion des Assoziationsraumes ist eine Zusammenarbeit und im Diskurs der Entscheidungsfindungen werden eventuelle Regeln eines korrekten Vorgehens sowieso außer Kraft gesetzt. Das Autor*innenkollektiv Raumgestalt errichtet also ein Gedankenkonstrukt, materialisiert einen Prozess, gibt der Idee eine Gestalt und konstruiert eine Anleitung zur Fügung der Teile durch Assoziation zu einem komplexen Werk, das mehr ist als die Summe seiner Teile und über sich selbst hinausweist. In diesem eigentlich klassischen Entwurfsprozess werden die Erkenntnisse unabhängig von Materialisierung, Maßstab und Wert gesucht und gefunden. Dieses zunächst materialunabhängige Konstruieren, Verdichten, Verfeinern auf gedanklicher Ebene ist bereichernd und wirkt erweiternd zur Frage der Ressourcen. Hierbei versteht sich das Werk als kollektive, anschlussfähige und der gesamten Gesellschaft geöffnete Lehre. Kenntnisse und Verweise erlauben eine neue Wertschätzung der Elemente der gebauten Umwelt und verlängern möglicherweise die Lebensdauer des So Gesehenen. So ansehen heißt nochmal hinsehen und konzeptionell entscheiden: Bauen oder Nicht-Bauen oder Umbauen, Verfeinern!

Oda Paelmke Foto

© Oda Pälmke, fatuk

Oda Paelmke Drawing

© Oda Pälmke, fatuk

Oda Pälmke

Oda Pälmke ist Architektin und Gründerin des Studio Oda Pälmke. Sie lebt in Berlin. Seit 2016 ist Oda Pälmke Professorin für Raumgestalt und Entwerfen am fatuk, TU Kaiserslautern. Sie ist Autorin verschiedener Bücher, in denen sie typologisch-morphologische Qualitäten von Gebäuden und das Wesen der Gestaltfindung untersucht. Zuletzt erschien die Reihe Repertoire 1–8, eine Sammlung von Zeichnungen und phänomenologischen Untersuchungen zur Nachhaltigkeit der Form.